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Architekturtheorie


Thorsten Reinicke
© 2002, 2018/19 Hamburg
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Ergebnis

Das Leben, welches seit Anbeginn auf eine Tradition des Wandels (Evolution) zurückblicken kann, wird sich kaum durch funktionale Fixierungen einschränken lassen. Dafür ist das Leben einfach zu lebendig. Das ist seine Natur.

Die Funktion kann daher nicht statisch werden.

Also wird die Form dynamisch.

Tatsächlich hat die Architektur im 20ten Jahrhundert – von Ausnahmen abgesehen – vielerorts ihre dauerhafte Form, ihre eigene Ausdruckskraft, verloren. Durch die permanenten baulichen Veränderungen ergibt sich darüberhinaus ein weit höherer Ressourcenverbrauch an Material und Energie, als eigentlich notwendig wäre.

Ist eine Form, die sich an einer Funktion orientiert, erstmal gebaut, dann sind damit die Funktionen und infolge das Leben quasi ›eingefroren‹. Eine dynamische menschliche Entwicklung ist in einer solchen Architektur kaum noch möglich. Obwohl Gegenteiliges gewollt, erweist sich der Funktionalismus unter diesen Aspekten eher als lebensfeindlich.

Der Funktionalismus scheint die Dynamik des Lebens und den Faktor Zeit übersehen zu haben. Das Leben ist eben keine definier- und vorhersagbare »Maschine« und läßt sich darum auch nicht in »Wohnmaschinen« unterbringen. Das Prinzip »Form follows Function« funktioniert nur für den Moment, oder wenn sich die vorgesehene Funktion tatsächlich nicht verändert.

Zusätzliches Beispiel und Anmerkung

Der reine Funktionalismus und das immer noch vorherrschende funktionale Denken führen in der Architektur letztlich zu einem Verlust der Form.

Dabei hat Architektur eigentlich die gegenteilige Aufgabe, nämlich gestaltete Formen als räumliche Ordnungen für die Entfaltung des menschlich-zivilisatorischen Lebens bereitzustellen.

 

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Zusätzliches Beispiel und Anmerkung

Typische Haushaltsgeräte wie beispielsweise eine Kaffeemaschine, ein Staubsauger oder ein Kühlschrank behalten ihre Funktion für ihre Lebensdauer bei. Sie wurden allein für diese spezielle Funktion gebaut, nämlich um Kaffee zu kochen, Staub zu saugen oder um zu kühlen. Hier macht das Prinzip »Form follows Function« tatsächlich Sinn.

Ein Wohnraum hingegen ist in diesem Vergleich sowohl ›Kaffeemaschine‹, als auch ›Staubsauger‹ oder ›Kühlschrank‹. Oder auch nicht. Vielleicht wird er auch als ›Waschmaschine‹ genutzt.

Ein üblicher Wohnraum von vielleicht 15–30qm Größe, läßt sich für Vieles verwenden, wenn sein Grundriss und seine Beziehungen zu den benachbarten Räumen es denn zulassen. Im Verwaltungsbau wird genau aus diesem Grund im Entwurf auf funktional festlegende Grundrisse verzichtet.

Natürlich gibt es Räume, die für die Dauer ihrer Existenz i.w. ihre Funktionen beihalten – z.B. im Wohnungsbau der Treppenraum, die Küche und das Bad u.a..

Aber schon bei der Küche wäre eine deutlich höhere Flexibilität wünschenswert, als sie bei den üblichen rein funktional ausgelegten Küchen gegeben ist. Eine Küche für eine größere Wohung sollte sich z.B. auch als ›Wohnküche‹ oder als Küche mit Eßplatz nutzen lassen. Zumeist sind die heutigen Küchen hierfür zu klein ausgelegt.

Da wir nicht wissen (können), wie ein Raum auf Dauer tatsächlich genutzt werden wird, können wir unmöglich vorgeben, wie er genutzt werden soll.

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