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Thorsten Reinicke
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Architekturtheorie

in Arbeit

Architekturtheorie setzt sich mit den fundamentalen Fragen des Bauens auseinander - von den idealen Formen über den Zweck der Bauwerke bis zum Verhältnis zwischen Architektur und Gesellschaft.
Dietrich Erben, Architekturtheorie

Anfänge in der Antike

Europäische Architekturtheorie geht allgemein anerkannt zurück auf Vitruv's De Architecura Libri Decem, die Zehn Bücher über Architekur aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. Vitruv beabsichtigte, den Leser beim Errichten von Bauwerken zu unterstützen; zusätzlich sollte es diesem helfen, sie zu beurteilen und zu bewerten. Die zehn unterschiedlich gewichteten Bücher oder Kapitel behandeln die historischen, ästhetischen und technischen Grundlagen der Architektur ebenso wie den Bau von Tempeln und Wohnhäusern sowie den Städtebau.
Vitruv, Franz Reber, Matrx Verlag

Der wohl am häufigsten rezipierte vitruvianische Dreiklang findet sich - fast beiläufig - im 2. Absatz des 3. Kapitels des 1. Buches:

Firmitas – Utilitas – Venustas

Festigkeit – Zweckmäßigkeit – Schönheit

Das sind nach Vitruv die Anforderungen, die an das Gebaute gestellt werden müssen.


Auf Festigkeit wird man Rücksicht genommen haben, wenn die Unterbauten bis zu einer festen Grundschicht hinabgetrieben werden, und aus jeder Gattung von Baumaterial sorgfältige und von Habsucht freie Auswahl geschieht.
Vitruv

Der Zweckmäßigkeit aber wird Rechnung getragen sein: wenn die Anlage der Räume fehlerfrei und ohne Hemmnis für den Gebrauch, und ihre Verwendung nach ihrer Art im einzelnen der Himmelsgegend angepasst und entsprechend ist.
Vitruv

Auf Schönheit aber wird Rücksicht genommen sein, wenn der Anblick des Werkes angemessen und gefällig ist und wenn die Maße der Glieder die richtigen symmetrischen Verhältnisse haben.
Vitruv


Die Festigkeit eines Gebäudes läßt sich durch Versuch und Irrtum erfahren, durch konstruktive Überlegungen rational erfassen, und ab dem 18. Jahrhundert rechnerisch statisch nachweisen. Statik ist ein Teilgebiet der Mechanik, die wiederum ein Teilgebiet der Physik ist. Hier geht es um Erkenntnis und Fakten, nicht um eine Meinung oder persönliche Ansicht.

Die Zweckmäßigkeit ist gegeben, wenn ein Gebäude die Anforderungen an die Nutzung erfüllt. Das ist einerseits erklär- und allgemein verstehbar, andererseits aber abhängig von invividuellen Wünschen.

Die Schönheit hingegen ist nach heutigem Verständnis ein Attribut individuellen menschlichen Wohlgefallens (Wikipedia). Gleichwohl gibt es Bauwerke, die allgemein oder von einer Mehrheit als schön empfunden werden. Es ist allerdings schwierig, das an klaren Kriterien festzumachen.


In den folgenden Epochen rief Vitruvs Schaffen zunächst nur ein geringes Echo hervor (Wikipedia).

Romanik und Gotik

Es sind keine Schriften aus dieser Zeit bekannt, die heute als Architekturtheorie bezeichnetet werden könnten. Das Baugeschehen wird i.w. durch Klöster und Kirchenbauten geprägt. Im Zuge der Entwicklung der Gotik enstanden Bauhütten oder auch Dombauhütten, in denen das Wissen um das Bauen gepflegt und weitergegeben wurde. Daneben entstanden Zünfte als ständische Körperschaften von Handwerkern (Wikipedia).

Renaissance

Alberti, Palladaio

In welchem Style sollen wir bauen?

fragt der Architekt Heinrich Hübsch vor zweihundert Jahren (1828) in seinem gleichnamigen Buch. Es ist eine Frage, die sich in unterschiedlichsten Architekturtheorien durch die Jahrhunderte zieht.

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